Von Deutschland nach Kanada - Vancouver
Da ich ein paar Monate in Kanada bin, möchte ich über Diverses berichten, das dem ein oder Anderen helfen könnte, sich hier zurecht zu finden. Speziell geht es um British Columbia in Vancouver.
Vancouver, Regen
Ist nasser als anderswo in Kanada. Was es hier weniger kalt ist, regnet es entsprechend mehr. Ist mir schon lieber als -40° im Winter. Regen gibt es hier in allen Varianten und fast immer. Bis auf den Sommer (ca. ab Juli). Regenkleidung gehört hier zum Alltag. So sieht man Frauen in der Stadt mit bunt verzierten Gummistiefeln. Und wenn es leicht regnet, dann stört das hier kaum jemanden. Als ob es gar nicht nass währe, laufen die Leute ohne Schirm umher. Man kann fast erkennen, wer nicht aus Vancouver kommt, denn der sucht schnell Deckung oder versucht sich mit irgendwas zu schützen. Und wenn es dann mal richtig regnet, dann haben hier alle perfekte Regenkleidung. Auch dann arbeiten die Bauarbeiter, Gärtner, usw wie immer. Ohne Regenkleidung wird das hier nichts. Aber auch die kann man hier natürlich überall kaufen.
Schnee? Das kennt man hier eigentlich nicht. Einmal hat es im März geschneit, damit waren dann alle irgendwie überfordert. Ich glaube es gibt auch nicht wirklich Räumfahrzeuge.
Regen und Sonne wechseln sich hier aber schnell ab. Der Blick auf die Wettervorhersage ist total sinnlos, weil dort immer Regen steht. Aber so stimmt das nicht.
Einkaufen
Kanada ist teuer. Und da der Euro im Moment auch noch gefallen ist, merkt man es so richtig. Obwohl vieles in Amerika günstig ist, hat das mit Kanada gar nichts zu tun. Hier tut fast jeder Einkauf dem Geldbeutel weh. Insbesondere Mieten und Lebensmittel.
Leider gibt es hier nicht so etwas wie Aldi - rein und alles ist sicher günstig. Nein, man muss herausfinden, was die Dinge in den Geschäftigen kosten. Und in jedem Laden ist etwas anderes günstig und teuer. Generell kann man sagen; desto weniger Zeit/Strecke man investieren will, um etwas zu besorgen, umso mehr muss man bezahlen. Umso kleiner die Menge, umso teurer im Verhältnis. Dafür sind ja auch die Kühlschränke größer als in Deutschland. Der Großeinkauf lohnt sich. Aber einkaufen im Superstore muss nicht immer das billigste sein. Preise muss man ständig vergleichen.
Der Asiate oder Italiener im die Ecke, hat vielleicht das günstigere Obst und Gemüse.
Aber selbst, wenn man es günstig bekommt, würde ich schätzen, dass alles 2 bis 3 mal so viel kostet wie in Deutschland. Und wenn man nicht aufpasst, dann zahlt man für ein Glas Marmelade auch 8 Dollar!
Häuser und Mieten
Weil alle in Vancouver wohnen wollen, sind die Mieten hier extrem hoch. Für eine möblierte Wohnung mit 2 Schlafzimmern, zahlt man leicht 1000 Euro pro Monat. Tja, hier redet man nicht von Quadratmetern, sondern von Quadratfuß. Aber eigentlich auch das nicht, sondern in Schlafzimmern. Seltsam - wie groß eine Wohnung ist, interessiert hier niemanden so recht, alles wird in der Anzahl der Schlafzimmer bemessen.
Die Qualität der Wohnungen sind unter aller Sau. Nicht dreckig! Nur von schlechter Qualität. Würde in Deutschland ein Handwerker so was abliefern, was hier Standard ist, würde er kein Geld bekommen oder nie Handwerker werden können. Aber die Kanadier glauben, dass alles top ist. Nur wackelt alles. Wände sind aus dünnem irgendwas. Fenster bestehen aus einer Scheibe in einem windigem Metallrahmen mit einem Griff, der abbrechen könnte. Außenwände sind so dünn, dass man viel heizen muss.
Ein Haus in Vancouver mit 2 Ebenen Kostet mit Grund wohl ca 800.000 Euro. Dafür bekommt man Schrott - aber so ist alles relativ.
Bisher habe ich auch noch keine solide Elektrik gesehen. Lichter werden dunkler, wenn man den Fernseher einschaltet. Sicherungen fliegen raus, wenn die Mikrowelle und ein anderen Küchengerät an sind. Kabel werden warm usw. Na ja, vielleicht ist das nicht überall so.
Fernsehen
Hier wird die Werbung gelegentlich durch einen Film unterbrochen. Selbst bezahltes Fernsehen, ähnlich wie Premiere, ist voller Werbung. Man kann das Fernsehen hier total vergessen. Da weiß man wieder wofür man GEZ in Deutschland zahlt. Echt, deutsches Fernsehen ist spitze gegenüber Kanadischen. Ich bin hier total auf save.tv umgestiegen und lade mit mein deutsches Fernsehen einfach runter.
Radio
Super! Da könnten sich die Deutschen mal was abschneiden! Super Musik auf CBC. Das kann man übrigens auch online empfangen (streaming). Ich mache das mit einem iPhone. Kanadische Musik ist einfach sehr gut. Ich glaube sogar ohne Werbung.
Strom
Hat ca 110 Volt und einen anderen Stecker. nicht vergessen Adapter in Deutschland zu kaufen. Hier kann man auch Adapter kaufen, aber nicht extra für deutsche Stecker. Es lohnt sich vielleicht eine deutsche Steckerleiste mitzunehmen, um sich die teuren Adapter zu sparen.
Nicht alle Geräte können mit 110 Volt umgehen. Die meisten Ladegeräte für Mobiltelephone und Computer, machen das ohne Problem. Hier macht sich der Reisefön und das Reisebügeleisen nützlich. Vorsicht bei elektrischen Zahnbürsten, da zockt z.b. Braun seine Kunden damit ab, ein extra Reiseladegerät anzubieten (Nicht nachvollziehbar, wenn sogar ein Handyladegerät mit 110 Volt umgehen kann).
Küchengerät aus Deutschland brauchen normalerweise immer 220 Volt. Es gibt step-up Konverter, die aus 110 Volt die 220 machen. Je nach Leistung kann das ein paar hundert Euro kosten.
Und die Frequenz ist anders. Statt wie in Deutschland 50 Hz, hat der Strom hier 60 Hz. Das bedeutet vor allem, dass zeitgesteuerte Geräte, wie Backautomaten, Wecker usw. hier schneller laufen könnten.
Öffentliche Verkehrsmittel - Translink
Ist gut in Vancouver. Es sind hauptsächlich Busse. Und wenige 3 Linien Skytrain (So was wie eine S-Bahn, aber viel kleiner). Die Skytrain fährt automatisch, ist sauber und kommt häufig. Busse sind modern und nehmen auch Fahrräder kostenlos mit. Sofern noch was frei ist, befindet sich vorne eine Halterung in die man das Rad selbst einklemmen kann. Auch die Skytrain erlaubt kostenlos das Mitnehmen der Fahrräder, jedoch nur zu bestimmten Zeiten.
Die Fahrt kostet ca. 2,50 CAD und darf 90 Minuten dauern, Richtung egal. Aber es gibt 2 Zonen. Das überschreiten verlangt noch ein Ticket zum selben Preis. Nord Vancouver kann man mit dem Schiff erreichen, das ist ein öffentliches Verkehrsmittel und entspricht 2 Zonen.
Im Drugstore kann man "Fare-Saver" Tickets kaufen. Das sind normale Fahrkarten, aber im Bündel zu einem reduzierten Preis. Würde ich jedem Besucher anraten.
Ganz gängig ist hier die Nutzung der Wasserflugzeuge im Hafen. Diese haben auch einen Fahrplan und bringen einem z.B. nach Victoria. Und wer es sich leisten kann, der nimmt den Helikopter. Auch der gehört zu den "normalen" Verkehrsmitteln und ist auch günstiger als man denkt. Zum Beispiel ab 150 CAD und Studenten auch mal für ab 85 CAD, um nach Victoria zu kommen.
Autos
Hier ein Auto zu haben, ist teuer. Vor allem wegen der Versicherung. Meines Wissens, zahlt man dafür gerne 1000 CAD im Jahr. Benzin ist günstiger als in Deutschland, aber die Strecken sind hier auch weiter. Im Moment kostet der Liter Super ca 1,14 CAD. Der deutsche Führerschein ist 3 Monate gültig. Angeblich soll es reichen, den Staat zu überqueren, also z.B. nach Alberta zu fahren und zurück, um den wieder zu verlängern. Aber einen Beweis, wie eine Quittung, sollte man schon mitbringen. USA is auch nicht weit weg. Man kann den deutschen Führerschein in einen Kanadischen tauschen, aber dann kommen Kosten auf einen zu. Vor allem ist der Kanadische nur ein paar Jahre gültig. Mehr dazu von ICBC.
Es lohnt sich vielleicht dem Car-Sharing beizutreten. Da zahlt man nur für die genutzte Zeit und die Kilometer. Für alles über 4 Stunden, wird sich ein Mietwagen eher lohnen. Aber die Car-Sharing Autos stehen alle paar Blocks, also meist um die Ecke. Man bucht sie im Internet im voraus. Die Aufnahme ist recht aufwendig, insofern man viel lesen muss und das auch über ein Webseitenformular geprüft wird. Man sollte sich insgesamt 1-2 Stunden Zeit einplanen. Mehr dazu im Blog von Robin Clarke.
Verkehr
Der Verkehr ist schon anders. Die Schilder sind etwas anders und auch die Ampeln. Ist anzuraten, sich damit etwas zu beschäftigen, sollte man mit dem Auto unterwegs sein.
Am auffälligsten ist, wie man hier als Fahrradfahrer behandelt wird. Rechts vor Links interessiert nicht mehr, jeder hält an, wenn ein Radfahrer ins Geschehen tritt. Ich glaube das hat irgendwie damit zu tun, dass hier ein Autofahrer mehr Schuld trifft, würde etwas passieren. Und mit Sicherheit hat auch die kanadische Freundlichkeit etwas damit zu tun. Selbst wenn man signalisiert dass man dem Autofahrer die Vorfahrt gibt, wartet er so lange, bis man weiter fährt. Jeder fährt hier vorsichtig und neigt dazu eher anzuhalten, als Gas zu geben.
Fahrrad
Vancouver muss man unbedingt mit dem Rad erkunden. Dann zeigt sich die Stadt von einer anderen Seite. Vor allem weil man einfach über all hinkommt und direkt am Geschehen ist. Natürlich gilt auch hier, Regenkleidung nicht zu vergessen. Leider ist es in Vancouver sehr hügelig. Da kommt man richtig ins schwitzen. Es gibt ein paar Radwege und viele Strassen, auf deinen eine Radspur ausgewiesen ist. Eine Fahrradkarte bekommt man in der Touristeninformation.
.. Ich erweitere diese Seite gelegentlich, also einfach mal wieder vorbei sehen.
Siehe auch:
1 Kommentar:
http://maps.google.com/?q=1-360-734-5166
Trader Joe's, mein Lieblingsladen zum Einkaufen an der Westküste. Lohnt sich vielleicht mal für einen Großeinkauf.
Viele Grüße
Niko
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